- Information
- 16 April 2018
Was die Brüder Grimm verschwiegen haben …
Interview mit der Autorin Ursula G.T. Müller
Mettenhofer Literaturfrühling 2018
Suzanne Vogel-Vitzthum: Ursula, schön, dass Du da bist- hier im Bürgercafé von Mettenhof. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Vorabinterview genommen hast. Nächste Woche startet der Literaturfrühling in Mettenhof und Du bist gleich am ersten Tag dabei - um 17:00 Uhr im Bürgerhaus. Du wirst uns darüber aufklären, was die Brüder Grimm verschwiegen haben und warum Aschenputtel tatsächlich ihr Glück einer Katze verdankt. Ich kenne und schätze Dich als Autorin unzähliger Bücher über Gleichberechtigung von Frauen, Globalisierung, Klimagerechtigkeit ...und vielen anderen Themen. Und jetzt bin ich ganz neugierig - wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Märchenbuch mit Katzen als Protagonistinnen zu schreiben?
Ursula G.T. Müller: Auch meinerseits ein herzliches Dankeschön, dass Du alles so wunderbar organisierst und ich beim Mettenhofer Kulturfrühling dabei sein werde. Ja, ich bin seit Jahren eine Katzenfrau. Schon als Kind wollte ich schon immer eine Katze haben. Erst als ich über zwanzig Jahre alt war, habe meine erste Katze, einen Kater, bekommen. Seitdem habe ich immer wieder Katzen. Und ich bin eine Märchentante. Aufgewachsen bin ich in Frankfurt am Main in der Brüder-Grimm-Straße. Vielleicht habe ich dadurch einen besonderen Draht zu den Brüdern Grimm.
Es war einmal ein strahlender Morgen, da beobachtete ich meine beiden dreifarbigen Katzen, Pepita und Rosita. Die Katzen waren überwiegend weiß mit orangenen und anthrazitfarbenen Flecken. Wie ich sie so anschaute, da erschien ihr Fell strahlend weiß und es kam mir „Weiß wie Schnee“ in den Sinn. Dreifarbige Katzen gelten als Glückskatzen und so ist das erste Märchen zu Schneewittchen entstanden. Und so sind meine beiden Lieben - Märchen und Katzen – zusammengekommen.
Suzanne Vogel-Vitzthum: Hast Du denn außer, dass Du in der Brüder-Grimm-Straße aufgewachsen bist noch einen weiteren Bezug zu den Grimm’schen Märchen, Märchen überhaupt?
Ursula G.T. Müller: Als Kind bekam ich ein dickes Buch der Grimm’schen Märchen geschenkt. Das Buch habe ich noch heute, ist ein bisschen aus dem Leim gegangen. Hinten im Inhaltsverzeichnis sind noch immer die Bleistiftstriche zu erkennen, mit denen ich die Titel der von mir gelesenen Märchen durchgestrichen hatte, die ich gelesen habe. Ich war sehr erpicht darauf, dass ich alle lese. Die Idee mit den Grimm’schen Märchen kam mir nicht nur mit Schneewittchen „weiß wie Schnee, rot wie Blut. schwarz wie Ebenholz“, sondern ich wollte an bekannte Märchen anknüpfen. So kamen neun Geschichten zustande, die alle auf bekannten Märchen aufbauen. Meine Katzenmärchen nehmen jedoch eine ganz andere Wendung, weil die Katzen eine Hauptrolle spielen. Sie helfen Menschen in Not und sie helfen manchen Menschen auch, bessere Menschen zu werden. Deshalb sind es auch Märchen für Erwachsene oder Kinder ab ungefähr zehn Jahren.
Suzanne Vogel-Vitzthum: Hast Du Dich an den historischen Vorgaben, an der Zeit, in denen die Märchen spielen, orientiert?
Ursula G.T. Müller: Also, an die Zeit, in denen die Märchen spielen, habe ich mich nur bedingt gehalten. z.B. beim Hänsel und Gretel Märchen habe ich an die damaligen Hexenverfolgungen angeknüpft. In diesem Märchen spielt auch das alte Ägypten und die Katzenverehrung dort eine Rolle, wie auch der Lebkuchen und Honigkuchen in Ägypten. Mehr möchte ich jetzt nicht verraten.
Suzanne Vogel-Vitzthum: Hast Du vor, eine Fortsetzung der Katzenmärchen zu schreiben.
Ursula G.T. Müller: Die neun Grimm’schen Märchen, die ich ausgesucht habe, sind die bekanntesten. Mir war es wichtig, dass die Leute die Katzenmärchen im Geiste vergleichen können mit den Geschichten, die sie kennen. Ich habe die Texte so aufgebaut, dass meine Katzen Pepita und Rosita mir die Geschichte erzählen und ich manchmal einwerfe: „Aber bei Grimm steht das anders.“ Dann werden die Katzen mürrisch. Sie bestehen darauf, dass sie die wahren Geschichten erzählen.
Suzanne Vogel-Vitzthum: Also, ich bin jedenfalls ganz gespannt auf die Lesung am Montag und warum Aschenputtel ihr Glück der Katze verdankte. Vielen Dank für das anregende Gespräch. Wir sehen uns Montag und Du bringst Märchenbücher für das Publikum mit?
Ursula G.T. Müller: Ja, die Märchenbücher können vor Ort käuflich erworben werden.
Text und Fotos: Suzanne Vogel-Vitzthum
Katzenzeichnung - Bildlizenz: Ursula Müller