In den "Die Memoiren des Satans" beschreibt Wilhelm Hauff in dem Kapitel "Ein Besuch" den Besuch des Teufels bei Goethe. Mit einem Amerikaner in Begleitung reiste dieser, als Doctor legens getarnt, von Jena aus nach Weimar. Selbst im Vaterland des Amerikaners war der Ruhm und Name Goethes schon bekannt und so ersuchte dieser Amerikaner, aus Philadelphia kommend, diesem Mann seine Ehre zu erweisen. Im Stübchen des Dichters wurden sie empfangen und es entspann sich eine Unterhaltung zwischen dem Amerikaner und Goethe, die dem Teufel zu erst zuwider lief. Das allumfassende Genie unterhielt sich über solche alltäglichen Dinge und Themen, die man auch in einem Gasthaus hätte erzählen können. Dieser große lyrische und epische Dichter, Romanist und Novellist, Lustspiel- und Trauerspieldichter, Biograph und Übersetzer ja sogar Meteorologe begab sich auf eine Ebene, die nicht unbedingt seinem Intellekt entsprach. Dem Teufel allerdings, der ihn mit seiner Frage nach seinem schöpferischen Geheimnis aushorchen wollte, gab Goethe die Antwort: "Alles zu seiner Zeit". Drum heißt es auch: "Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern, und hüte mich mit ihm zu sprechen, es ist gar hübsch von einem großen Herrn, so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen". Mit einem irischen Lassie der um 1570 entstanden war und einem Son Cobano, einer kubanischen Weise, unterstrich Sven Jesse die wohlige Stimmung, die mittlerweile im Raume herrschte. Erich Kästner wurde durch seine Bücher berühmt. Aber er war auch bekannt und berüchtigt durch seine Theaterkritiken. In Lehar's Operette "Friedericke" mit Richard Tauber als Tenor und Käthe Dorsch als "Friedericke", wurde Goethes Sturm- und Drangzeit und die Beziehung zu seiner großen Liebe zu dieser besagten Friedericke, auf die Bühne gebracht. Mit Barney B. Hallmans Intonierung von "Sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden" lief dieser zu akustischen Höchstleistungen auf. Kästner bezeichnete dieses Werk von Lehar als "Bodenlose Frechheit" und ließ sich an Richard Tauber's Erscheinungsbild besonders aus. Einzig Käthe Dorsch entlockte ihm eine positive Kritik. Mit einer "Berliner Schnauze" gab Hallmann den Kommentar dazu "Goethe, das ist klassisch". Sven Jesse leitete, mit einem klassischen Carulli um 1830 komponiert, den Übergang zu einem Klassiker von Goethe ein. Wer kennt sie nicht die Ballade vom "Erlkönig". Vorgetragen von Barney B. Hallmann ein Genuß. Weit weniger bekannt eine heitere Adaption von Heinz Erhardt "Der König Erl", wobei es bei ihm am Ende heißt: "Erreicht den Hof mit Müh und Not, der Knabe lebt, das Pferd ist tot!". Mit einen europäischen Rumba ging es anschließend in die Pause.
Ein klassischer Carulli, um 1840 entstanden, leitete den zweiten Teil des Abends ein. In dem bissigen "Schulaufsatz" von Kurt Tucholski ging es um einen Schüler, der in einem Aufsatz die Unterschiede zwischen Hitler und Goethe erläutern sollte. Die klassische Aufteilung dieses Aufsatzes begann mit der Gliederung. Unterteilt in Einleitung, Erklärung, Begründung, Gegensatz, Gleichnis, Beispiel, Beleg und Schluß wurden diese, als "Helden" bezeichneten Personen, in einer makabren Weise beschrieben, wie es zu der Zeit den Schülern eingebleut wurde. Den Höhepunkt bildete allerdings die Benotung, die am Ende beim Zuhörer einen faden Beigeschmack hinterließ.
Ein klassisches Stück eines unbekannten Komponisten lockerte die Stimmung beim Publikum wieder auf und mit Heinz Erhardt's Beschreibung über die Entstehung der "Glocke" von Schiller steuerte der Abend auf den gemütlichen Teil zu.
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Am 31. Februar 17... saßen Schiller, Goethe und Eckermann beim Skat. Als Goethe gerade "Schellen" gereizt hatte, leuchteten Schillers Augen auf und er erklärte in der Runde, daß er vielleicht mal ein Gedicht über Glocken schreiben könne. Goethe erklärte daraufhin, daß es eine gute Idee wäre, denn man könnte die klassischen Werke öfters mal an die große Glocke hängen. Nach ungefähr 2 Stunden, währenddessen Goethe und Eckermann das Spiel "66" spielten und Schiller an seiner "Glocke" arbeitete, erhob sich Goethe und meldete seine Bedenken an, daß das Gedicht zu lang werden würde und man an die Kinder denken sollte, die dieses auch noch auswendig lernen müßten. So sollte man also Goethe danken, daß dieses Werk entstand. Die Tatsache, daß dieses Werk nicht noch länger geworden ist, sollte dabei auch noch jedem bewußt werden, denn der zu einer funktionierenden Glocke dazugehörige Klöppel hätte noch gefehlt. Aber vielleicht wußte Schiller schon damals, daß seine "Glocke" nie funktionieren sollte - denn wie sagt der Dichter: "Friede sei ihr erst Geläute".
Sven Jesse leitete mit einem Stück von Johann Sebastian Bach den Übergang zum Zauberlehrling ein. An eine berühmte Disney-Verfilmung mit Micky Maus als Zauberlehrling erinnern sich heute noch viele. Doch das Vortragen der Worte diese Werkes von Johann Wolfgang von Goethe blieb an diesem Abend Barney B. Hallman überlassen, der dieses Werk in seiner eigenen Art und Weise den Zuhörern kredenzte. Mit dem anschließenden "Goethes Song" von Colum Sands, einem nordirischen Freund von Hallmann, beendete dieser den Abend über den Dichterfürsten und Sven Jesse ließ mit einem Flamenco und einem Alegria von 1870 diesen wohltuend ausklingen.
Wilfried Likuski (Text + Fotos) Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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