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- 24 März 2015
Es handelt sich hier um Einzelschicksale, die aber dringend gezeigt werden müssen, damit wir besser verstehen, was diese Menschen veranlasst, ihre Heimat zu verlassen und auf welche neuen Situationen sie sich einstellen müssen. Der Mann aus dem Jemen hatte in seiner Heimat einen höheren Rang beim Militär und war ansonsten in seiner Gemeinschaft so etwas wie ein Scheich. Hier wollte man ihn nicht mal als Pförtner anstellen. Was mochte in ihm vorgehen, wenn er solche Niederlagen bei der Jobsuche erlebt? Außerdem hatte er zu Haus nie für sich sorgen müssen. Wäsche waschen, Essen kochen, die Wohnung sauber halten usw. Das haben für ihn Frauen erledigt. Jetzt wird er mit den nackten Tatsachen in diesem gelobten Land konfrontiert. Der junge Mann aus dem Iran hatte in der Heimat eine Ehefrau und einen kleinen Sohn. Sie vermisst er täglich. Er hofft inständig, dass er hier in Deutschland bald mit seiner kleinen Familie glücklich werden kann. Bei der Jobsuche hat er ein bisschen mehr Glück, als der Mann aus dem Jemen. Er fand eine Anstellung als Fitnesstrainer. Der ganz junge Mann aus Kamerun hatte noch keine Familie. Er durfte hier noch nicht arbeiten, weil das Asylgesetz es nicht zuließ. Außerdem war er am ehesten von Abschiebung bedroht. Da Kamerun als ziemlich sicher gilt, werden die meisten Asylbewerber von dort abgeschoben. Ausgerechnet er geriet erst an eine christliche Glaubensgemeinschaft, die in Deutschland als immer noch umstritten gilt und an eine unseriös wirkende Geldanlagefirma, die scheinbar nach dem Schneeballsystem funktioniert. Was alle drei gemeinsam haben, ist die Einsamkeit, die sie umgibt. Auf manchen Zuschauer des Films wirken sie wie verlorene Schneeflocken, die im Wind dahin trieben. Alles was diese Männer so in dieser Zeit ihres Asylaufenthaltes noch erleben, fühlen und erdulden, kann man hier nicht aufschreiben. Viel zu lang und viel zu traurig wäre der Text. Doch es gab auch Hoffnung. Irgendwann ist es geschafft. Der junge Mann aus dem Iran kann Frau und Kind nachholen. Der Mann aus dem Jemen hat dann irgendwann schon mal ein Auto, mit dem er stolz durch die Gegend fährt. Er wird seinen Weg bei uns schon machen. Nur der junge Afrikaner hat wohl keine Chance, hier ein neues Leben zu beginnen. |
Nach dem Film gab es eine Diskussionsrunde, an der sich die Gäste rege beteiligten. Sie wurde von Johannes Dahmen – AWO Interkulturell und Charlotte Sauerland -AWO geleitet. Die anwesenden Besucherinnen, die zum größten Teil Bewohnerinnen des Servicehauses waren, beteiligten sich rege an diesem Gespräch. Die Gefühle, die die meisten Damen spürten, waren Betroffenheit, Mitleid und Verständnis. Doch es wurde auch deutlich, dass diese Gefühle nur entstanden, weil man eben die Einzelschicksale beleuchten konnte. Eine Dame sagte, dass man das alles nicht so sieht, wenn man z. B. diese Männer in großen Gruppen sieht, aber nichts über sie weiß. Dann sind sie plötzlich nur „so viele Ausländer“. Darum ist es wichtig, immer mal wieder auch Einzelschicksale zu zeigen. Dann steigt auch das Mitgefühl und Verständnis der Menschen. Auf jeden Fall hat uns der Film gelehrt, nicht zu schnell über Mensch zu urteilen. Erst mal schauen, wer mein Gegenüber ist. Darum gilt auch weiterhin „Blicke schärfen“ Text Heidi Venker Redaktion mettenhof.de |