In mehreren Gruppen aufgeteilt, gingen die Teilnehmer unter der Leitung von Moderatorin Claudia Rabe daran, folgende Aufgaben zu bearbeiten: Was möchte ich verändert haben? Wie könnte man es verändern? An wen wende ich mich mit meinem Anliegen?
Hier einige Beispiele, die die Teilnehmer bewegen: • Große politische Themen (ISIS-Gruppe, Angst vor Ebola). Information objektiv? Was kann man glauben? • Flüchtlingspolitik. Die Menschen leiden sehr! Aber: Wie viel Zuwanderung verträgt Mettenhof? • Angebote in Mettenhof sind mangelhaft. Vorschläge: Café am Heidenberger Teich, Kino, Skatehalle (wäre imagebildend), Café für Jugendliche etc. Warum wieder eine Handelskette (Kaufland) und nicht ein für junge Leute attraktives Bekleidungsgeschäft? • Kriminalität in Mettenhof (Diebstähle, Drogenproblematik). • Das Image von Mettenhof ist besser als sein Ruf – es gibt aber auch Probleme. Und die sollten benannt werden! • Eine einfache Busfahrt in die Stadt kostet 2,50 Euro. Zu teuer für Jugendliche. 5,- Euro, um in die Stadt und zurück zu fahren. Da bleibt bei 20,- € Taschengeld im Monat nicht viel über für den Einkauf. • Es ist schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden.
Schön war es mit anzusehen, wie Jung und Alt miteinander berieten. Besonders die SeniorInnen versuchten, den Jugendlichen Tipps zu geben, ihre Lebenserfahrung weiterzugeben. Aber auch die ältere Generation lernte von den Jugendlichen. Vor dem gemeinsamen Mittagessen im AWO-Stadtteilcafé informierte die Moderatorin über die Aufgaben der Ratsversammlung und des Ortsbeirates, aber auch, dass man sich z.B. direkt an „seinen" Bundestagsabgeordneten wenden kann.
Besonders junge Leute machen heutzutage „Politik" über die neuen Medien. Empfundene Ungerechtigkeiten werden ins Internet gestellt, Gleichgesinnte so gefunden. Über die Öffentlichkeit wird dann „Druck„ gemacht.
Im Gespräch mit dem Ratsherrn Wilkens
|
|
Am Nachmittag besichtigten wir mit zwei erfahrenen Stadtführern das Kieler Rathaus. Das Rathaus mit seiner schönen Sandsteinfassade wurde von 1907 bis 1911 errichtet. Das Foyer zieren Gemälde, Porträts früherer Kieler Bürgermeister und Skulpturen. Etwas ganz Besonderes ist der Paternoster, der zu den wenigen in Betrieb verbliebenen Paternostern Deutschlands zählt. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, an diesem Tag mit dem alten Paternoster zu fahren. Vom Rathausturm schauten wir uns dann Kiel von oben an und genossen das Panorama aus 67 Metern Höhe. Es gab viel zu entdecken! Von hier oben hatten wir einen fantastischen Blick über die Kieler Altstadt und die Förde. „Wo liegt Mettenhof?", war wohl die meist gestellt Frage auf dem Turm. Und zu lernen gab es auch etwas: Mettenhof ist Teil eines größeren Ganzen!
Im Ratssaal wurden wir von unserem Stadtpräsidenten Herrn Tovar sowie den beiden Ratsherren André Wilkens und Nue Oroshi begrüßt. Herr Tovar berichtete über die Ratsversammlung (Aufgaben, Mitglieder, Sitzordnung etc.) und von seinen Aufgaben als Stadtpräsident. Das breit gefächerte Aufgabengebiet der Ratsversammlung verteilt sich auf mehrere Fachausschüsse. Deren Mitglieder werden von der Ratsversammlung gewählt, wobei die Stärke der Fraktionen auch für die Besetzung der Ausschüsse bestimmend ist. Außer den Ratsmitgliedern können auch andere Bürgerinnen und Bürger in die Ausschüsse berufen werden. Die Sitzungen der Ausschüsse sind grundsätzlich öffentlich.
Begrüßung im Rathaus Kiel (v.li.) Ratsherr Wilkens, Stadtpräsident Tovar, Ratsherr Oroshi
Die Ortsbeiräte wirken in Angelegenheiten mit, die ihren Stadtteil betreffen. Sie werden von den zuständigen Ämtern über alle wichtigen Vorhaben informiert und hierzu angehört.
Anschließend folgte eine etwa zweistündige Diskussion mit den Politikern. Vier Teilnehmer des Workshops trugen exemplarisch ihre Anliegen vor. Schnell wurde deutlich, dass Beschlüsse Zeit brauchen, dass das Geld knapp ist und im Rathaus auch nicht alles entschieden wird. Aber den Teilnehmern wurde zugehört und die Lösung einiger Anliegen in Aussicht gestellt.
Mit einem herzlichen Dank an den Herrn Stadtpräsidenten Tovar und die beiden Ratsherren Wilkens und Oroshi endete ein sehr interessanter und lehrreicher Workshop.
Folgende Eindrücke bleiben:
Unser an Parteien und Verfahren gebundenes Politikverständnis bleibt für viele Jugendliche abstrakt und ist für sie weit weg.
Die „offizielle Politik" erscheint den Jugendlichen nicht versteh- und beeinflussbar.
Es gilt, Bildungsgelegenheiten zu schaffen, die neben den bisher angebotenen Formaten (Seminare, Reisen) und Orten (Tagungshäuser) die Jugendlichen in ihrem Nahbereich erreichen.
Sensibilisierung der Generationen füreinander. Sie sollen voneinander profitieren und lernen. (Wichtig ist, ein gemeinsames Thema zu finden).
Die Generationen bedienen sich unterschiedlicher Wissensquellen.
Text: Gisbert Ehler Fotos: Andre Springer
|