Gesichter Mettenhofs: Media Daood
Media Daood
Unter dem Dach des st@rtbüros befinden sich verschiedene Projekte mit den unterschiedlichsten Teilnehmern. Da ist es gar nicht so ungewöhnlich, wenn sich darunter auch mal eine Muslima mit Kopftuch befindet. Eine dieser muslimischen Projektteilnehmerinnen ist Media Daaod. Bei ihr fällt sofort auf, mit welch großer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit sie ihr Kopftuch trägt.
Media stammt aus dem Ort Kanekin, der im Mittelirak liegt. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Ihr Mann kam bereits 1997 nach Deutschland. Hier lebte er zunächst in Augsburg und fand Arbeit bei einer großen Autofirma, obwohl er eine Ausbildung als Bibliothekar im Irak genossen hat. 2002 holte er seine Frau Media nach. Die drei gemeinsamen Kinder wurden in Deutschland geboren.
Durch Bekannte erfuhr Media, dass das Leben in Schleswig-Holstein für Migranten besser sei, als in einigen südlichen Bundesländern. In Augsburg hat Media immer mal wieder Diskriminierung erfahren. Sowohl in den Ämtern und Behörden als auch im täglichen Umgang mit den Mitbürgern.
Ein einschneidendes Erlebnis war für sie die Tatsache, dass niemand ihr Hilfe angeboten hat, als festgestellt wurde, dass eine ihrer Töchter eine schwere Behinderung hat, die ein Laie bei einem Säugling nicht erkennen kann. Media ist heute davon überzeugt, dass es ihrer Tochter besser gehen würde, wenn man ihr damals Hilfsangebote gemacht hätte.
Im Jahr 2007 war es dann so weit, dass Media mit ihrer Familie nach Kiel-Mettenhof zog. Und wirklich: die Menschen und Behörden waren hier nett und freundlich. Sie bekam schnell Hilfe für das kranke Kind. Media sagt, dass sie sich hier wohl fühlt, denn auch die Bürger auf der Straße sind freundlich. Der Wehrmutstropfen ist allerdings, dass Media und ihr Mann hier noch keine Arbeit gefunden haben. Dennoch sitzen sie nicht einfach nur zu Haus herum. Beide wollen wenigstens in einer Maßnahme tätig sein. Ihr Mann ist im Gartenbau tätig und würde auch hier sehr gerne eine Festanstellung bekommen.
Trotz einiger negativer Erlebnisse in ihrem Heimatland Irak ist Media ein optimistischer und freundlicher Mensch, mit einer positiven Ausstrahlung geblieben. An dieser Stelle muss ich noch mal auf Medias Wesen eingehen. Sie ist immer freundlich, lächelt oft und hat einen ganz besonderen Charme.
Gefragt, was denn ihr größter Traum sei, antwortete sie in ihrer ganz eigenen Bescheidenheit, dass sie so gerne als Köchin arbeiten würde. Das bleibt leider ein Traum, weil sie keine Ausbildung hat. Aber dann wäre ein „Küchenjob“ für sie auch o.k.. Das ist eben Media, die auch noch Humor hat:
Als sie nach Deutschland kam, überredete ihr Mann sie, Fahrradfahren zu lernen. Weil das eigentlich für Frauen unüblich ist in muslimischen Kreisen, hatte Media arge Bedenken und sehr viel Angst. Doch dann lernte sie es in zwei Tagen, wobei Ihre Augen vor Stolz strahlen. Heute düst sie durch ganz Kiel, wenn es sein muss. Sie liebt ihr Rad und nutzt es fast immer. Dadurch wurden andere muslimische Frauen aus ihrer Umgebung aufmerksam und wollten es jetzt auch unbedingt lernen. Eine von ihnen beherrscht es bereits und fährt ebenfalls mit dem Rad herum.
Mit Media zusammenzuarbeiten und zu sprechen kann Vorurteile gegenüber dem Islam zerstreuen. Sie lebt völlig zwanglos, lässt sich nicht unterbuttern und ist mit ihrem Leben zufrieden. Außerdem ist sie neugierig und lernt gerne dazu. Worte, die sie nicht versteht, lässt sie sich augenblicklich erklären. Media wird ihren Weg gehen und mit ihrem freundlichen und offenem Wesen unseren Stadtteil bereichern.
Text: Heidi Venker
Foto: Viwa
Redaktion mettenhof.de
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