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Bericht Mettenhofer Literaturfrühling: LENZ von Georg Büchner

3. Mettenhofer Literaturfrühling

 

LENZ (von Georg Büchner)

 

Der 3. Mettenhofer Literaturfrühling, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft Mettenhofer Kulturtage, lud Leser, Zuhörer und Schriftsteller an fünf Tagen zu ihren, zum grössten Teil kostenlosen, Veranstaltungen ein. In der angenehmen Atmosphäre der Kulturscheune des Hof Akkerboom präsentierte das Werftparktheater auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft am Donnerstag, den 03.04.2014 das Stück “LENZ” von Georg Büchner.

 

Eirik Behrendt 1 

Eirik Behrendt 2

 

Der Autor dieser Novelle, Georg Büchner, wurde am 17. Oktober 1813 in Goddelau, Großherzogtum Hessen, geboren und verstarb am 19. Februar 1837 in Zürich. Mit seinen Werken “Dantons Tod”, “Lenz”, “Leonce und Lena” und “Woyzeck” schuf er Stücke die im Film, wie auch in der Musik für Aufsehen sorgten. Mit “Friede den Hütten! Krieg den Palästen” erregte Büchner mit einer Flugschrift des “Hessischen Landboten” schon 1834 die Gemüter der Landbevölkerung, die gegen die Unterdrückung und zur Revolution aufrief.

 

Georg Büchner, ein Revolutionär, Dichter und Wissenschaftler, war seiner Zeit voraus, indem er den Menschen zeigte wie das Leben ist, ohne die Häßlichkeit in seinen Werken zu verbannen und nur die schönen Seiten hervor zu kehren. 50 Jahre später entstand daraus die Kunstrichtung des expressionistischen Realismus.

 

In der Erzählung von “Lenz” beschäftigt sich Büchner mit den seelischen Leiden des Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz. “LENZ – Georg Büchner”, ist eine Anlehnung an dieses Stück. Mit seiner Neufassung und Inszenierung versucht der Autor und Regisseur Jens Raschke diesem Leiden auf den Grund zu gehen. Die Erzählung beginnt mit dem Aufeinandertreffen des Schreiners, hier dargestellt von Eirik Behrendt, vom Werftparktheater Kiel, der auch abwechselnd in die Rolle des Erzählers schlüpft, mit dem verstörten Lenz.

 

Die folgenden Auftritte von Lenz, der in seinem Tun und Lassen immer extremer und in seinem Erscheinungsbild immer auffälliger wird, geraten dabei immer mehr und mehr außer Kontrolle. Eine Predigt, die Lenz in der Kirche des Dorfes hält, hat schon die Durchschlagskraft einer Brandrede, die den Zuhörer in Atem hält. Durch die gewaltige Intonation des Darstellers Behrendt wird die Zwiesprache zwischen Gott und Lenz zu einem Urschrei der Gefühle.

 

Eirik Behrendt 3 

 

 

Das zufällige Treffen des Schreiners mit Lenz bei einem Wunderheiler, der mit seiner Frau und seiner Tochter, von der man sagt, sie habe das “Zweite Gesicht”, wird zu einer Kafkaeske aus der Sicht des Erzählers. Mysteriös und unheilvoll wird die Szenerie beschrieben in der der Schreiner hineingerät. Die daraufhin folgende Flucht des Schreiners wird lange begleitet durch die Schreie, die aus der Hütte hallen und ihn durch das ganze Tal verfolgen. Als fremdes Wesen und als ein unheimlicher Besucher tritt Lenz in seiner letzten Szene ein.

Die Todesnachricht  einer Verwandten des Schreiners, Frederike, läßt Lenz als Todesengel und zugleich als ein Heilbringer der Auferstehung in Erscheinung treten. Ein Auftritt, bei dem   das Blut des anwesenden Publikums in den Adern gefriert. Als wär’s ein Stück von E. A. Poe: Das anschließende Begräbnis.

 

Am Ende dieses Schlußakkordes bleiben viele Fragen offen. Was ist mit der Mutter passiert, wer oder was liegt im Sarg, aber auch: Wo ist Lenz geblieben als er die Begräbnisstätte zum Schluß verließ? Keiner hat ihn je wieder gesehen. Die Antworten auf diese Fragen läßt der Autor und Regisseur Jens Raschke in seiner Inszenierung offen und überläßt es dem Zuhörer und seiner eigenen Fantasie über die möglichen Ausgänge.

 

Mit seiner unnachahmlichen Mimik, Gestik und Lautmalerei versetzt Eirik Behrendt sein Publikum in eine Zeit, in der es vor Vorurteilen gegenüber Andersartigen nur so wimmelte. In dieser Epoche der bürgerlichen Revolution ist diese geschilderte Begebenheit auch eine realistische Auseinandersetzung der damaligen sozialen Fragen.

 

Der künstlerische Vortrag, der bei den zahlreich erschienenen Besuchern einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte, wurde mit viel Beifall honoriert.

 

Text und Bilder: Wilfried Likuski, Redaktion mettenhof.de

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