11. Mettenhofer Kulturtage - Bericht zum Kammertheater "Die Fremde"
11. Mettenhofer Kulturtage 2017
Freitag, den 10.11.2017
Kammertheater "Die Fremde"
Nach einem Roman von Maria Kuncewiczowa
Der Roman gilt als einer der besten polnischen literarischen Werke des zwanzigsten Jahrhundert. An diesem Abend, im AWO-Stadtteilcafe in der Vaasastraße 2, wurde dieses Werk unter der Regie von Iwona Jera als Kammertheater aufgeführt.
Mit der polnischen Schauspielerin Joanna Stanecka, die in Deutschland lebt, wurde dieser Monolog unter gleißenden Scheinwerferlicht in Szene gesetzt. Mit minimalistischen Aufwand brachte die Künstlerin dem zahlreich erschienenen Publikum die Gefühlswelt der aus Polen stammenden Roza nahe.
Diese lebte bis zu ihrem 16. Lebensjahr in Russland, wo sie immer noch als Polin galt. Die musikalisch hochbegabte junge Frau zog bald nach Warschau, wo sie bei einem Maestro das Geigespiel lernte. Dort verliebte sie sich unsterblich in den Sohn des großen Maestros. Mit Komplimenten - "Oh diese wunderschöne Nase" - und Berührungen überhäuft, entdeckt sie erstmals die erogenen Zonen ihres Körpers. Jedoch mit ihrem russischen Akzent und ihrer eigenwilligen Mentalität kommt sie bei ihrer Umgebung nicht an, wird sogar gemieden. Es dauert nicht lange, als sie erfährt, daß ihr Verlobter eine andere Frau liebt. Trennungsschmerz. Ein Geigensolo ertönt durch den Raum. Sie reist nach Petersburg. In ihrer tiefen Enttäuschung heiratet sie dort den Sohn des Bürgermeisters, Adam. Sie bekommen zwei Kinder und führen ein elendes Dasein in dieser Hauptstadt. Adam, der damals noch unbedeutende Student, ist mittlerweile aufgestiegen und bekleidet mittlerweile den Posten eines Mathematiklehrers. Dieser hat leider kein Interesse an den musikalischen Talenten seiner Frau und beginnt ihr auch nachzuspionieren. Es kommt zu einer Aussprache. Doch auch die Beziehung scheitert.
Die mittlerweile so innerlich zerrissene Roza beschließt Rache zu nehmen an Allem und an Jene die Schuld sind an ihrer Unzufriedenheit und an ihrem Leben - sie will kein Opfer mehr sein (Es ertönt eine Jazzeinlage).
Roza tanzt und übt Posen im Spiegel - sie lacht dabei. Die Rache ist für sie das Gefühl der Überlegenheit, dabei merkte sie nicht, daß sie vergrämt und zänkisch wird. Sie zieht nach Warschau. Auf offener Straße wird über sie gesprochen. Doch nichts Gutes. Sie wird als Jüdin deklassiert, die man ins Gefängnis stecken sollte. So gezeichnet, verliert sich Roza in Verzweiflung. Ihr Leben lang sucht sie nach ihrer Identität und bleibt sich doch fremd.
Mit der Schauspielerin Joanna Stanecka ist es der Regisseurin Iwona Jera gelungen, die Dramaturgie dieses Buches von Maria Kuncewiczowa anschaulich so umzusetzen, daß es ihr mit viel Applaus gedankt wurde.
Wilfried Likuski (Text + Fotos)
Redaktion@mettenhof
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