Von Alfred Gertz auf Sonntag, 05. November 2017
Kategorie: Kulturtage

11. Mettenhofer Kulturtage - Bericht zu "Lieder und Gedichte mit dem Duo Wunder/ Ludwig

11. Mettenhofer Kulturtage 2017                             02.11.2017

Lieder und Gedichte mit dem Duo Thomas Wunder und Andreas Ludwig

Das Karussell - Das Auf und Ab des Lebens

Den Auftakt zu den 11. Mettenhofer Kulturtagen bildeten die Herren Thomas Wunder und Andreas Ludwig in der Kulturscheune des Hof Akkerboom. Mit den einführenden Worten des Vorsitzenden vom "Literatur-Verein Hof Akkerboom", Herrn Dieter Schunck, wurde dieser Abend eingeleitet.
Mit "Karussell", einer Eigenkomposition von Thomas Wunder, begann das Duo mit den Höhen und Tiefen, mit dem Auf und Ab des Lebens, das mit Rainer Maria Rilke und Marie von Ebner-Eschenbach am Anfang dieses Abends an Fahrt aufnahm.
Mit dem Gedicht von  Joachim Ringelnatz "Der Nagel", in dem alte Liebe nicht rostet, ging es erstmal heiter weiter.
Mit drei zusammengefaßten Gedichten von Rilke und einem Liebespotpourie von den drei wortgewaltigen Künstlern Klopstock, Wieland und Lessing, kam die Romanze und Romantik ins Spiel.

   

Thomas Wunder                                                                   Andreas Ludwig


Danach wurde es ein bisschen ernster und mit dem Lied "Möch't nur schauen" von Thomas Wunder kommt man "aus der Mühle nicht mehr raus".
Auch Kurt Tucholski konnte schon zu seiner Zeit einen gewissen Verfall beschreiben in dem er sich "An das Publikum" richtete: "Sag mal, bist du wirklich so dumm, verehrtes Publikum". Andreas Ludwig's "Hand auf''s Herz" beschreibt die Lage der Nation. Hier wurde von Entschleunigung, Militarisierung und Aufrüstung, der Ausbeutung der Welt und von den Folgen der Globalisierung ein Resümee gezogen.
Mit Kurt Tucholsky's Gedanken über die Situation "Wenn die Börsenkurse fallen" von 1930 und über den Kreislauf des Geldes ging es deftiger zur Sache. Mit der Intonation von dem Welthit "Money makes the world go around" unterstrich Andreas Ludwig diesen bitterbösen Text Tucholskys.
Die Jüdin Selma Meerbaum-Eisinger, die schon im frühen Alter von 18 Jahren  in einem KZ verstarb, läßt in ihrem Gedicht "Schlaflied für die Sehnsucht" Blätter zu Helden und Flocken zu Tränen werden. Herzzerreißend und nah an einer Kitschvorlage vorbeischrammend "Das Briefchen" von Marceline Desbordes-Valmore.
Plattdütsches konnte man von Klaus Groth erfahren und mit einer sinnlichen Schönheitserfahrung von Else Lasker-Schüler mit "Die Orgie" konnte man sich in die Romatik der früheren Zeiten sich einfühlen.
Bitter wurde es bei Erich Kästners "Sachlicher Romanze" in einem kleinen Kaffee, die ohne Worte endete. Mit dem flotten Sound von zwei Gitarren und dem Aufbruch "Ins Neue" begab sich das Duo in dem Lied "Alles was uns bleibt" von Thomas Wunder, der anschließend erklären mußte wie man ein Liebeslied schreibt, ohne das es den Zuhörern "die Pickel auf der Haut wachsen läßt". Mit "Ich nehm mein Herz in die Hand" ging es dann hinein in die Pause.

Mit einem Lied über die Melancholie eröffnete das Duo den zweiten Reigen dieses Abends. "Sommerbild" von Friedrich Hebbel und "Wolkenschatten" von Detlef von Liliencron sind Gedichte, die geradezu eine Vertonung von den beiden Künstlern herausfordern und die bei Rilkes "Es gibt so wunderweiße Nächte" die monddurchflutete Nacht herbeisehnen.

Hermann Hesse sucht nach dem verlorenen Klang der duftenden Töne und mit "Die Schwalbe" begann eine meditative Reise in die Andreas Ludwig den Zuhörer mitnahm.
Thomas Wunders "Kommt Freunde" gesellschaftskritischer Song brachte den Zuhörern nochmals die aktuelle politische Lage in der Welt in Erinnerung. Fragen und Hinterfragen zu Themen wie Trump, Pegida und AFD werden in diesem Song aufgegriffen.
Man kann sich über den Sinn einer Erfindung von einer einzinkigen Gabel streiten. Aber in einem Gedicht über den Herrn Christian Leberecht Schnabel von Erich Kästner, geraten auch die Anwesenden im Saal ins Schmunzeln.

Thomas Wunder und Andreas Ludwig


Danach ging es mit einer Zeitreise nach Paris in das Jahr 1462. Francois Villon, ein Lebemann, Hurenbock und Zuhälter legte sich des Öfteren mit der Bourgeoisie an. Zweimal wurde er deswegen zum Tode durch den Strick verurteilt und entkam zweimal dem Galgen. Drei Stücke von ihm waren an diesem Abend von Thomas Wunder zu hören, indem er das Seelenleben dieses Lebenskünstlers auf seine Weise interpretierte.
Es ist Markttag in Altenkirchen im schönen Westerwald und alle gehen hin. Diese dörfliche Atmosphäre wird auf sehr angenehme Weise von unserem Duo vorgetragen. Mit dem Lied "Alles wird gut" und der Zugabe von Freddie Sieg "Zickenschulzes Hochzeit" endete der Abend und die beiden Künstler wurden, mit viel Applaus vom Publikum, in die laue Herbstnacht entlassen. Auch mit der Bitte im nächsten Jahr zu den Kulturtagen mit einem neuen Programm wieder zu erscheinen.

Wilfried Likuski (Text + Fotos)
Redaktion@mettenhof