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Interview mit dem Vorsitzenden des Ortsbeirates Mettenhof, Sönke Klettner

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Foto: Jennifer Ruske

1. Wenn man die Bürgerin oder den Bürger auf der Straße nach dem Vorsitzenden des Ortsbeirates Mettenhof fragt hört man oft:" Den kenne ich nicht". Wer ist Sönke Klettner ?"

Ich bin Mettenhofer seit 2003, beruflich seit 20 Jahre in der Landesverwaltung tätig und engagiere mich seit 2013 im Ortsbeirat Mettenhof. 


2. Und wenn dann weiter gefragt wird: „Was macht wohl der Ortsbeirat?" ist die Antwort oft schwammig oder gar von Unkenntnis geprägt. Was macht der Ortsbeirat? Wie ist sein Verhältnis zur Verwaltung der Landeshauptstadt und zur Ratsversammlung ? Wieviel „Macht" hat der Ortsbeirat?

Oha, das sind viele Fragen auf einmal! Ganz offiziell soll der Ortsbeirat die Interessen des Stadtteils vertreten und wird deshalb bei allen wesentlichen stadtteilbezogenen Vorhaben von der Verwaltung einbezogen. Der Ortsbeirat kann Anträge an die Ratsversammlung und dessen Ausschüsse stellen, mit denen die sich dann beschäftigen müssen. Zustimmen müssen sie allerdings den Vorschlägen des Ortsbeirats nicht. Die Macht des Ortsbeirats ergibt sich daher vor allem aus der Überzeugungskraft seiner Argumente. Deshalb liegt mir immer viel daran, mit allen Mitgliedern des Ortsbeirats zusammenzuarbeiten.


3. Die eine oder andere Bürgerin oder der eine oder andere Bürger würde gerne im Ortsbeirat mitarbeiten. Wie wird man Mitglied des Ortsbeirates? Muss man in einer Partei politisch aktiv sein? Wieviel Zeit kostet das Ehrenamt und bringt die Ausübung des Ehrenamtes einen finanziellen Gewinn?

Zu Erst einmal: Die Sitzungen des Ortsbeirats sind immer öffentlich. Wir tagen jeden zweiten Mittwoch eines Monats um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Mettenhof und freuen uns über jede und jeden, der kommt. Und jeder der kommt, kann seine Ideen einbringen, auch ohne Mitglied des Ortsbeirats zu sein. Die Mitglieder des Ortsbeirats werden von der Ratsversammlung benannt. Jede Fraktion der Ratsversammlung bestimmt dabei entsprechend viele Mitglieder, wie sie prozentuale Stimmen bei der Kommunalwahl erhalten hat. Das müssen keine Parteimitglieder sein, auch wenn das meist – aber nicht immer – der Fall ist. Es gibt eine kleine Aufwandsentschädigung und eine Fahrtkostenerstattung, aber reich wird man mit der Arbeit im Ortsbeirat nicht. Da treibt einen eher das Engagement. Und was den zeitlichen Aufwand angeht: Das kommt ganz auf das eigene Engagement an. Für den Vorsitzenden gibt es natürlich etwas mehr zu tun.


4. Mettenhof ist sehr vielschichtig geprägt. Zum einem gibt es „Alt-Mettenhof", dass wohl schon auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken kann und zum anderen gibt es den Stadtteil im Grünen, mit dessen Aufbau in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts begonnen wurde. Gibt es in diesen beiden Teilen des Stadtteils Unterschiede in der Inanspruchnahme des Ortsbeirates durch die Bürgerinnen und Bürger?

Allein durch die Größenverhältnisse betreffen die meisten Themen natürlich das neue Mettenhof. Aber vergessen wird natürlich auch Alt-Mettenhof nicht: So hat sich der Ortsbeirat jahrelang für eine Verbesserung abendlicher und der Wochenendbedienung der Buslinien 6 und 91 eingesetzt, die seit diesem Jahr tatsächlich umgesetzt ist.


5. Kommen wir zu dem neueren Bereich Mettenhofs. Dieser Bereich ist stark geprägt durch eine Einwohnerschaft unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur. Wie positiv stellt sich das Zusammenleben dar und wieweit ist die Integration der sehr unterschiedlichen Menschen gelungen?

Ich finde, man darf das Thema nicht klein reden: Es ist immer eine große Herausforderung, eine Gemeinschaft vieler Kulturen und Identitäten zu schaffen. Teilweise gelingt das in Mettenhof schon sehr gut, wozu sicher die Schulen und die Jugendeinrichtungen einen großen Teil beitragen. Teilweise gibt es da aber weiterhin Lücken. So ist es dem Ortsbeirat leider immer noch nicht gelungen, Einwohner und Einwohnerinnen mit Migrationshintergrund entsprechend ihrer Bedeutung im Stadtteil für die Arbeit im Ortsbeirat zu gewinnen. Ich glaube, Mettenhof bietet den Menschen eine tolle Heimat, egal woher sie kommen, welcher Religion sie angehören und welchen kulturellen Hintergrund sie haben. Eine vollständige Integration liegt aber weiter vor uns.


6. Lassen wir uns den Ortsbeirat näher anschauen. Wo wird der Ortsbeirat tätig und handelt er durch Anstöße aus Politik und Verwaltung oder hat er das Recht und die Möglichkeit durch eigene Initiativen auf die Politik und Verwaltung einzuwirken?

Wie gesagt, stellt der Ortsbeirat eigene Anträge an die kommunale Selbstverwaltung. Aber auch darüber hinaus stehe ich in vielen Fällen in direktem Austausch mit der Verwaltung, wenn wir Ideen haben. Einige lassen sich dann umsetzen und andere auch nicht.


7. Ihnen fallen sicher Maßnahmen aus der Vergangenheit ein, wo der Ortsbeirat noch Heute sagt, wie schön, dass wir das erreicht haben?

Wenn ich am Heidenberger Teich mit dem Hund gehe, freue ich mich jedes Mal, wie toll der Bereich unter Einbeziehung der Einwohnerinnen und Einwohner und des Ortsbeirats Mettenhof gestaltet wurde. Und auch die Übertragung der Sommeroper dort ist auf einen Antrag des Ortsbeirats Mettenhof zurückzuführen. Das wertet den Stadtteil aus meiner Sicht schon deshalb auf, weil ganz viele Menschen von außerhalb zu uns kommen und sehen, wie schön unser Stadtteil ist.


8. Zu Coronazeiten diese Fragen zu stellen ist mutig, trotzdem stelle ich sie: „ Wenn wir zum normalen Leben zurückgekehrt sind, um welche Anliegen der Mettenhoferinnen und Mettenhofer wird sich der Ortsbereit besonders kümmern?".

Tatsächlich ist es momentan natürlich ruhiger, aber die Arbeit im Ortsbeirat steht auch im Lockdown nicht still. Wir haben gerade einen Antrag auf Förderung aus dem Fonds „Gemeinsam Kiel Gestalten" gestellt, wodurch wir Bank-/Tischgarnituren auf der Wiese am Heidenberger Teich installieren wollen. Wenn das klappt, wird es das erste sein, worum wir uns kümmern werden.


9. Eine letzte Frage: 1969 fand in der Aula der Max-Tau-Schule eine Bürgerversammlung mit dem damaligen Obernbürgermeister Bantzer statt. Aus der Versammlung wurde er gefragt: "Herr Oberbürgermeister, würden Sie in Mettenhof leben wollen?" Wie würde Ihre Antwort Heute lauten?

Ich lebe sehr gerne hier und weiß, dass das wohl fast allen Mettenhoferinnen und Mettenhofern so geht. Wenn kein Lockdown ist, übergebe ich als Ortsbeiratsvorsitzender ja zu Jubiläen Urkunden und unterhalte mich so mit vielen Menschen. Die sagen alle „Es ist so schön hier, nur schade, dass Mettenhof einen schlechten Ruf hat."


Das Interview führte Heinz Pries von mettenhof.de. Er bedankte sich bei Sönke Klettner für die Gesprächsbereitschaft.

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